Foto: Der Generalarzt der Luftwaffe und Leiter des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Generalarzt Dr. Bernhard Groß und der Geschäftsführer der Firma AUTOFLUG GmbH, Martin Kroell, präsentieren den Kooperationsvertrag. ©Bundeswehr/ZentrLuRMedLw
Das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe (ZentrLuRMedLw) und das Unternehmen AUTOFLUG GmbH haben bereits im Januar einen wegweisenden Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die gemeinsame Entwicklung eines innovativen „Smart Textiles“ zum Ziel hat. Dieses hochmoderne Textil ist für den Einsatz in Luftfahrzeugen konzipiert und soll es ermöglichen, die physiologischen Parameter von Piloten in Echtzeit zu überwachen, um diese in eine adaptive Automatisierung von Assistenzsystemen zu integrieren.
Weiterentwicklung in der Flugmedizin
Im Rahmen dieser Partnerschaft übernimmt die Firma AUTOFLUG die technische Expertise und Entwicklungsleistungen, während das Zentrum für Luft-und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe die wissenschaftliche und medizinische Seite der Kooperation verantwortet. Der Kooperationsvertrag markiert einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung der Forschungsaktivitäten in der Luftfahrtmedizin und wird neue Maßstäbe in der Pilotensicherheit und -unterstützung setzen.

Das „Smart Textile” ist ein Teil der Sensorik des neuen Systems. ©Bundeswehr/ZentrLuRMedLw, Alyssa Baring
Datenerfassung in Echtzeit
Das geplante Smart Textile wird unter der Fliegerbekleidung getragen und dient der kontinuierlichen Überwachung wichtiger physiologischer Parameter des Piloten, wie zum Beispiel der Herzfrequenz sowie der Herzfrequenzvariabilität, der Atemfrequenz und dem Sauerstoff des Blutes sowie der Körpertemperatur. Diese Daten werden in Echtzeit erfasst und sollen direkt in die Steuerung von Assistenzsystemen integriert werden, um die Entscheidungsfindung und das Handeln des Piloten zu unterstützen. Ziel ist es, ein System zu schaffen, das dem Piloten hilft, sich auf kritische Flugoperationen zu konzentrieren, indem es adaptierbar und automatisch auf Veränderungen seines physischen Zustands reagiert und so den Komfort und die Sicherheit während des Fluges erhöht.
Ein zentrales Element des Systems bildet dabei der sogenannte SMARTCORE – ein Chip, der die gesammelten physiologischen Daten erfasst und verarbeitet. Das Textil und die Elektronik wurden in enger Zusammenarbeit zwischen der Firma AUTOFLUG und dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS entwickelt, um höchsten Anforderungen an medizinische Präzision und technologische Effizienz gerecht zu werden.
„Smart Textile“ soll unterstützen
„Die Entwicklung dieses Smart Textiles ist ein bedeutender Schritt, um die physische Belastung und die kognitiven Herausforderungen von Piloten in anspruchsvollen Flugmissionen zu reduzieren. Die Zusammenarbeit zwischen AUTOFLUG und dem Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe vereint unsere technischen Fähigkeiten mit wissenschaftlicher Expertise und wird so ein System schaffen, das den Piloten auf ganz neue Weise unterstützt“, erklärt Martin Kroell, Geschäftsführer der Firma AUTOFLUG GmbH.

In Echtzeit werden wichtige physiologischer Parameter des Piloten erfasst und können von Flugmedizinerinnen und Flugmedizinern ausgewertet werden. ©Bundeswehr/ZentrLuRMedLw, Peter Breuer
Zukunftsweisendes Projekt
Das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe freut sich, dieses zukunftsweisende Projekt in enger Partnerschaft mit AUTOFLUG umzusetzen. Unsere Aufgabe ist es, die medizinischen und physiologischen Aspekte der Technologie zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass das Smart Textile optimal auf die Bedürfnisse des Piloten abgestimmt ist. Die Forschung in diesem Bereich hat das Potenzial, nicht nur in der Luftfahrtmedizin die Sicherheit langfrisitg zu erhöhen“, fügt Generalarzt Dr. (Doktor) Bernhard Groß, Leiter des Zentrums für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, hinzu.
Auch in der zivilen Luftfahrt denkbar
In Echtzeit werden wichtige physiologischer Parameter des Piloten erfasst und können von Flugmedizinerinnen und Flugmedizinern ausgewertet werden. Das Smart Textile wird in erster Linie für Piloten von militärischen Luftfahrzeugen entwickelt, könnte jedoch auch in zivilen Luftfahrtsektoren und anderen sicherheitskritischen Bereichen Anwendung finden. Die fortschrittliche Technologie ermöglicht eine genauere und dynamischere Anpassung von Assistenzsystemen in Flugzeugen, was insbesondere bei langen, stressigen oder körperlich belastenden Einsätzen von Bedeutung ist.
Beispielhafte Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe und AUTOFLUG steht beispielhaft für die zunehmende Integration von innovativen Technologien in die Luftfahrtmedizin. Der neue Ansatz zur Uberwachung und Unterstützung von Piloten könnte nicht nur den Alltag von Piloten sicherer und komfortabler machen, sondern auch den Weg für neue Entwicklungen im Bereich der Automatisierung und intelligenten Assistenzsysteme ebnen.
Der Vertrag stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Smart Textiles dar, das voraussichtlich in den nächsten Jahren erste Tests und Pilotanwendungen erleben wird.
Autor: Prof. Dr. Stefan Sammito